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Klimaretter Kunststoff!

Ein Beitrag von:     Sven Behrendt
Mitglied des Vorstands
Letzte Aktualisierung: 14.03.2024

Klimaschutz gehört zu Recht zu den wichtigsten Herausforderungen, denen wir uns weltweit stellen müssen. Kunststoffe werden dabei von vielen als Problem gesehen. Ich sehe das anders und sage: Kunststoffe sind echte Klimaretter! Was das konkret bedeutet, erläutere ich in diesem Beitrag.

Kunststoffe gelten als Problem

Es wird immer deutlicher, wie wichtig es ist, sorgsamer mit der Umwelt unseres Planeten und gleichzeitig sparsamer mit seinen Ressourcen umzugehen.

So ist es nur folgerichtig, dass wir heute immer genauer hinschauen und bisherige Vorgehensweisen, Technologien und Materialien hinterfragen.

Vor allem Kunststoffe rücken dabei immer mehr in den Fokus - und das teilweise zu Recht.

Denn Kunststoffe werden heute meist aus fossilen Rohstoffen unter hohem Energieeinsatz hergestellt. Sie enthalten zum Teil kritische Stoffe, die die Umwelt belasten und unsere Gesundheit gefährden können. Und am Ende ihres Lebenszyklus verschmutzen sie nicht selten Luft, Boden und Wasser.

Sollten wir da nicht besser möglichst auf Kunststoffe verzichten? Nein, im Gegenteil!

Die zwei Herausforderungen des Klimaschutzes

Es lohnt sich, zunächst einmal ganz sachlich zu beleuchten, worum es beim Klimaschutz wirklich geht: Das wichtigste Ziel ist die Reduzierung des Kohlendioxids in der Atmosphäre, um so ein weiteres Ansteigen der Durchschnittstemperatur zu verhindern. Insbesondere aus der industriellen Sichtweise gibt es dafür nur zwei Zielsetzungen:

  1. Weniger Energie verbrauchen und
  2. Energie klimaneutral produzieren.

Nur wenn wir diese Ziele erreichen, können wir die Emissionen so weit reduzieren, dass sich das Klima bestenfalls nicht weiter erwärmt. Wir müssen also sehr gezielt genau das tun, was uns der Lösung dieser Herausforderung näher bringt. Und genau dabei können Kunststoffe einen wichtigen Beitrag leisten.

Warum Kunststoffe Teil der Lösung sind

Lassen Sie uns die kritischen Aspekte der Kunststoffe für einen Moment beiseitelegen. Ich werde sie gleich wieder in die Betrachtung einbeziehen. Aber so können wir die unglaublich wertvollen und positiven Eigenschaften von Kunststoffen für den Klimaschutz besser erkennen. Hier einige Beispiele.

Langlebigkeit

Kunststoffe sind langlebig - das ist der herausragende Vorteil für viele Anwendungen. Gerade in der Bauindustrie hat sich der jahrzehntelange Einsatz von Kunststoffprodukten, sei es als Fenster, Bauelement oder Dach, vielfach bewährt.

Darüber hinaus können Kunststoffe mehrfach im Kreislauf geführt werden. Als Beispiel sei hier auch und insbesondere PVC genannt, das den Recyclingkreislauf gerne zehnmal durchläuft. Um das damit verbundene Potenzial für Carbon-Capturing in Zahlen auszudrücken: Ein Fensterprofil, das 40 Jahre im Einsatz ist und sieben Mal recycelt wird, hat einen Lebenszyklus von 280 Jahren!

Was bedeutet das? Langlebigkeit spart langfristig massiv Energie und Ressourcen.

Effizienz

Kunststoff ist der mit Abstand effizienteste Werkstoff, der uns zur Verfügung steht - und das in mehrfacher Hinsicht.

Kunststoffartikel werden bedarfsgerecht hergestellt. Dies führt zu einem hocheffizienten Materialeinsatz und einer anwendungsgerechten Produktgestaltung. Dadurch kann Material eingespart werden.

Gleichzeitig steigern Kunststoffe die Effizienz auch an anderer Stelle: Sie verhindern zum Beispiel, dass Lebensmittel und Medikamente frühzeitig verderben.

Ihr geringes Gewicht senkt zudem den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß im Transportwesen, sowohl beim Transport von Konsumwaren und Industriegütern als auch in der Mobilitätsindustrie, indem Fahrzeuge leichter und damit sparsamer werden.

Das reicht bis in unseren Alltag hinein. So hat eine Studie des NABU 2022 ergeben, dass dünne Plastiktüten im Supermarkt eine bessere Ökobilanz haben als vergleichbare Papiertüten. Denn diese sind achtmal schwerer als Tüten aus Folie - und die Herstellung von Zellstoff ist sehr energie- und zudem wasserintensiv.

Isolationseigenschaften

Die beste Energie ist die, die gar nicht erst benötigt wird. Kunststoffe tragen mit ihren hervorragenden Dämmeigenschaften dazu bei, dass wir an vielen Stellen massiv Energie einsparen können.

Ein sehr großer Energieverschwender ist zum Beispiel der Gebäudebereich. Hier können Kunststoffe an vielen Stellen helfen - zum Beispiel mit geschäumten Kunststoffen, um die Gebäudehülle wirksam zu dämmen.

Aber auch in Industrieanlagen, in der chemischen Industrie und an vielen anderen Stellen werden Kunststoffe als wirksame Dämmstoffe eingesetzt.

Erneuerbare Energien

Gerade bei der klimafreundlichen Energiegewinnung sind Kunststoffe nicht mehr wegzudenken.

Kunststoffe sind leicht und stabil, deshalb werden aus ihnen beispielsweise Rotoren für Windkraftanlagen gebaut. Kunststoffe sind elektrisch isolierend, deshalb werden sie auf der Rückseite von Solarkollektoren eingesetzt. In Akkumulatoren für die Elektromobilität kommen Kunststoffe mit einer Vielzahl positiver Eigenschaften zum Einsatz.

Diese Beispiele zeigen, welchen Stellenwert Kunststoffe auch bei Technologien in der Energieerzeugung haben.

Probleme lösen statt Kunststoff ablehnen!

Was bedeutet das für den Klimaschutz? Viele der genannten Eigenschaften lassen sich nur mit Kunststoffen realisieren - sie sind also unverzichtbar. Gleichzeitig ermöglichen sie viele Errungenschaften unserer Zivilisation, auf die ich zumindest nicht verzichten möchte.

Die Lösung kann also nicht sein, Kunststoffe zu verbannen. Vielmehr müssen wir endlich die bestehenden Probleme lösen. Ich sehe hier drei große Handlungsfelder.

1. Defossilierung

Am wichtigsten ist in meinen Augen eine konsequente Defossilierung von Kunststoffen. Oder einfach ausgedrückt: Wir müssen sowohl weg von fossilen Rohstoffen als auch weg von fossiler Energie in der Herstellung.

Wir stehen hier noch am Anfang, es sind aber bereits heute wichtige Entwicklungen erkennbar. Als Beispiel seien unsere bio@ Produkte genannt, für die wir als Rohstoff das Tallöl, ein Nebenprodukt aus der Zellstoff-Industrie, verwenden. Nicht nur wir bei RENOLIT arbeiten mit Hochdruck daran, Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen massentauglich zu machen.

Gleichzeitig nutzen wir in der Produktion immer mehr Energie, die durch regenerative Energien erzeugt wurden. Beide Faktoren sollen in der Zukunft dafür sorgen, dass Kunststoffe keinen negativen Anteil am Klimawandel mehr haben.

2. Abbaubarkeit & Recycling

Die Vermeidung von Emissionen durch die Kunststoffherstellung und -verarbeitung ist das Eine. Wir dürfen aber auch die anderen negativen Eigenschaften nicht außer Acht lassen. Hier steht das Thema Abfall im Mittelpunkt. Wer einmal die verschmutzten Flüsse in einigen Teilen der Welt gesehen hat, kann davor nicht mehr die Augen verschließen. Hier muss etwas geschehen. Auch in Deutschland nimmt der Anteil von Kunststoffteilen in Wasser und Boden zu.

Deshalb brauchen wir Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind - im Falle der Plastiktüte. Gleichzeitig müssen wir konsequent auf Recycling setzen und endlich eine echte Kreislaufwirtschaft schaffen, wie beim Fensterprofil.

Neben reinen Produktinnovationen werden daher auch die angrenzenden Technologien immer wichtiger. Wir werden Fragen lösen, wie ein Digitaler Produktpass (DPP) branchenübergreifend umsetzbar sein wird oder was Extended Producer Responsibility (EPR) in der Umsetzung wirklich bedeutet.

3. Kunststoff ohne Schadstoffe

Farbe ohne Schwermetalle - geht! Flexible Folie ohne Weichmacher - geht! Stabilisatoren ohne Zinn - es gibt Alternativen! Wir alle leben heute gesundheitsbewusster und betrachten manche Dinge kritischer. Das tun wir auch als Unternehmen und begrüßen den risikobasierten Ansatz bei der Herstellung und späteren Verwendung. Wo es notwendig ist, arbeiten wir kontinuierlich daran, Stoffe durch weniger schädliche zu ersetzen - denn wir tragen Verantwortung.

Schadstofffreie Kunststoffe werden in vielen Bereichen möglich sein. Wo dies nicht möglich ist, müssen wir die Risiken durch Recycling und klare Entsorgungsrichtlinien minimieren.

Umgang mit Kunststoffen muss sich wandeln

Wir benötigen Kunststoffe dringend für mehr Klimaschutz. Deshalb ist ein konstruktives und verlässliches Zusammenspiel von Politik, Industrie und Verbrauchern notwendig. Manchmal brauchen wir sicher auch den „erhobenen Zeigefinger“, um mit der Lupe die Brennpunkte im Detail zu betrachten. Aber nicht, um dogmatisch darauf einzuschlagen, sondern um gemeinsam und im Gleichschritt an einer Lösung zu arbeiten. Eine Lösung, die die Vorteile von Kunststoffprodukten nutzbar macht und die Nachteile, die heute sichtbar sind und vielleicht morgen auftauchen, beseitigt.

Fazit: Wir brauchen Kunststoffe für mehr Klimaschutz

Es wird überliefert, dass der Erfinder des Plastikbeutels ein Schwede war, der die zunehmende Nutzung der Einkaufstüte aus Papier als Bedrohung für den Wald und seinen Baumbestand sah. In diesem Sinne und mit dem ständigen technologischen Fortschritt sehe ich Kunststoff als einen Werkstoff, der dem Klima mehr hilft, als dass er ihm schadet.