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    Drei architektonische Highlights aus …Moskau

     

    Moskaus Architektur ist voller Gegensätze - Prunkbauten im stalinistischen Zuckerbäckerstil gehören ebenso zum architektonischen Erscheinungsbild wie die in den fünfziger Jahren weit verbreiteten industriellen Plattenbauten. Moskau City, ein sich im Bau befindender neuer Stadtteil der russischen Hauptstadt, ist hingegen geprägt von architektonisch anspruchsvollen Wolkenkratzern. Die sich seit einigen Jahren entwickelnde junge und weltoffene Architekturszene bestimmt das Stadtbild zunehmend mit westlich-orientierten, modernen Gebäudekomplexen. Konzepte zum Erhalt der historischen Bausubstanz finden aber ebenso Beachtung wie Einflüsse von russischen Künstlern. Diese architektonischen Veränderungen stellen wir Ihnen hier anhand von drei ausgewählten Projekten vor.

    School of Management

     

    Jahr der Eröffnung: 2009

    Architekt: David Adjaye

    Das fällt auf: Am westlichen Stadtrand Moskaus, auf dem Skolkovo-Campus gelegen, ähnelt die School of Management auf den ersten Blick eher einer Skulptur als einem Universitätsgebäude. Grundgerüst der privaten Hochschule ist ein flacher, komplett verglaster Zylinder, auf dem scheinbar willkürlich vier unterschiedlich große, ebenfalls verglaste Quader sitzen. Der britische Architekt David Adjaye entwarf die ungewöhnliche Struktur in Anlehnung an die Werke des russischen Malers Kazimir Malewitsch, der für die abstrakten und geometrischen Formen in seinen Kunstwerken bekannt ist. Besonders die Gestaltung der Außenhaut des Komplexes fällt auf: Die aus der Ferne unregelmäßig, fast pixelig aussehende Glasfassade besteht aus unzähligen unterschiedlich großen Parallelogrammen, die innerhalb einer Ebene in verschiedenen Winkeln zueinander angebracht sind und den Anschein von Dreidimensionalität erwecken. Die unterschiedlichen Farben und Materialien verstärken zudem diesen Eindruck.

    Auf den 4.500 Quadratmetern Innenfläche befinden sich neben Hörsälen, Konferenzräumen, einer Bibliothek und einer Kantine mit angeschlossener Cafeteria in den aufgesetzten Quadern auch ein Wohnheim für die Studierenden, ein Hotel, die Verwaltung sowie ein Sportbereich. Erreichbar sind die Gebäudeteile ebenerdig durch Treppen und Rampen; in die Quader gelangt man entweder durch den Innenraum des Grundgebäudes oder über die auf dem Dach des Zylinders gelegene Parkanlage.

     

    Garage Museum of Contemporary Art

     

    Jahr der Eröffnung: 2015

    Architekt: Rem Koolhaas

    Das fällt auf: Inmitten des 2011 neu eröffneten Gorki Parks liegt das Museum of Contemporary Art, genannt „Garage“ – ein architektonisches Highlight auf den zweiten Blick. Die Grundmauern des Kunstmuseums gehen auf das aus dem Jahr 1968 stammende sowjetische Ausflugslokal Vremena Goda zurück. Daran erinnern noch die Bodenfliesen, Backsteinwände und Wandmosaike, die im starken Kontrast zu der äußeren Konstruktion des Museums stehen. Dies ist aus Betonfertigteilen erbaut, die zusätzlich mit Polycarbonatplatten versehen sind. Diese zurückhaltende Fassadengestaltung soll die schon fast anonyme Architektur des Kunstmuseums zusätzlich hervorheben. Die Gegensätze im Gebäudeinneren – von Ruinencharme bis White Cube-Flair – in Verbindung mit der Offenheit des Gebäudes unterstützen die Wandelbarkeit des Bauwerkes und passen sich an die jeweiligen Bedürfnisse der Kunstwerke an.

    Einen Großteil der ausgestellten Werke stellt Roman Abramowitsch mit Russlands bekanntester Kunst-Mäzenin, Darija Schukowa, dem Museum zur Verfügung. Zusammen haben sie die größte Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst in Russland erschaffen.

    Evolution Tower

     

    Jahr der Eröffnung: 2014

    Architekt: Tony Kettle (RMJM Architektenbüro)

    Das fällt auf: Moskau City ist geprägt von außergewöhnlichen Wolkenkratzern – der Evolution Tower sticht jedoch durch seine vertikale Entwicklung hier deutlich hervor. Von einem quadratischen Grundriss ausgehend wächst der 246 Meter hohe Turm mit einer 135-Grad-Drehung entlang der vertikalen Achse im Uhrzeigersinn in die Höhe. Jedes der 55 oberirdischen Stockwerke dreht sich dabei im Vergleich zur vorherigen Etage um drei Grad. 2011 begann der Bau des neunthöchsten Wolkenkratzers Russlands, den der Architekt Tony Kettle in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Karen Forbes entwickelte. Die Verdrehung um die Hochachse verleiht dem Objekt seine besondere Helix-Form, eine direkte Anlehnung an das DNA-Molekül. Der Anlehnung verdankt das Bauwerk auch seinen Namen „Evolution“. Daneben gibt es eine zweite Deutung: Die Skulptur „Der Kuss“ des französischen Künstlers Auguste Rodin inspirierte die Architekten dazu, auch zwei umschlungene menschliche Wesen in dem Bauwerk zu sehen. 

    Ein Jahr nach der Eröffnung 2014 wurde das Projekt als Best Tall Building Europe 2015 ausgezeichnet. Größtenteils sind Büros und Gewerbe in dem komplett verglasten und 500 Millionen US-Dollar teuren Komplex ansässig, hinzu kommen ein Standesamt sowie ein Ballsaal in der oberen Etage.