[RENOLIT] Blog

Klimaschutz durch Fortschritt? Ein Impuls

Ein Beitrag von:     Sven Behrendt
Mitglied des Vorstands
Letzte Aktualisierung: 20.11.2023

Wie kann Klimaschutz effektiv umgesetzt werden? In der öffentlichen Diskussion scheint es zwei Lager zu geben: Die einen bevorzugen Verzicht und Einschränkungen, die anderen setzen auf Innovationen und Fortschritt. Welcher Ansatz ist der richtige? Ein Impuls aus der Praxis.

Das gemeinsame Ziel: Wirksamer Klimaschutz

Das Klima muss wirksam geschützt werden - das steht außer Frage. Die Frage, welcher Weg dafür der richtige ist, beschäftigt mich aber seit Langem. Als Vorstand eines Unternehmens aus einer scheinbar kritischen Branche werde ich auch außerhalb des Berufs immer wieder damit konfrontiert. Sind Kunststoffe von Natur aus klimaschädlich? Unser CEO Michael Kundel hat in einem Beitrag hier im Blog gezeigt: Nein. Sie können sogar dazu beitragen, das Klima zu schützen. Wie Michael Kundel erklärt, wird uns allein unser Bauchgefühl nicht weiterhelfen.

Verzicht wird nicht reichen

Ich bin fest davon überzeugt, dass eine alleinige Organisierung des Klimaschutzes über Verzicht oder sogar Degrowth zum Scheitern verurteilt ist. Dies wird auf Dauer keine demokratischen Mehrheiten finden und die Wirkung wird nie ausreichen. Ich beobachte mit Sorge, dass die Akzeptanz des Klimaschutzgedankens abnimmt und befürchte, dass dies auch auf bestimmte autokratisch anmutende Formen des inhaltlichen Diskurses zurückzuführen sein wird.

Eines ist aber auch klar: Die Tatsache, dass Verzicht allein keine Lösung ist, ist kein Freibrief für ein "Weiter so". Wenn es sinnvoll und möglich ist, sollten wir Einschränkungen akzeptieren.  

Fortschritt ist das mächtigste Werkzeug

Um die Herausforderungen des Klimaschutzes aber wirklich nachhaltig zu meistern, brauchen wir dringend mehr und schnelleren Fortschritt. Fortschritt heißt für mich in diesem Zusammenhang: Neben neuen Innovationen müssen wir auch bereits vorhandene Technologien und Lösungen endlich vorantreiben und zum Einsatz bringen. Wenn es uns gelingt, wichtige Bereiche des Lebens und der Wirtschaft klimaneutral und leistbar zu gestalten, wäre das ein größerer Quantensprung für den Klimaschutz als es alle restriktiven Maßnahmen je sein können. Vieles wäre heute schon möglich, scheitert aber an einer konsequenten Umsetzung.

Drei Schlüsselbereiche für mehr Klimaschutz

Für ein Industrieunternehmen wie RENOLIT sehe ich drei große und eng miteinander verzahnte Schlüsselbereiche, in denen Fortschritt und Innovation den Klimaschutz massiv vorantreiben können:

  1. Erneuerbare Energien,
  2. die Erzeugung alternativer, nicht-fossiler Rohstoffe und
  3. eine echte Kreislaufwirtschaft.

Machen wir uns bewusst: Wenn es uns gelingt, diese drei Bereiche tatsächlich umzusetzen, ist eine klimaneutrale Industrie möglich. Für RENOLIT bedeutet das, dass die Fortschritte der Zivilisation durch Kunststoffe erhalten bleiben und auf Verzicht verzichtet werden kann.

Warum wir bislang scheitern: Ein konkretes Beispiel

Woran scheitert es bislang? Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Bei RENOLIT verbrennen wir zurzeit Erdgas für das Betreiben unserer Anlagen. Ein Umstieg auf Wasserstoff wäre technologisch kein Problem.

Allerdings ist Wasserstoff im Unterschied zu Erdgas nicht einfach aus einer Pipeline beziehbar, sondern müsste von uns an den Standorten, wie z.B. in Worms, aufwendig hergestellt werden. Eine Möglichkeit wäre, das verfügbare Erdgas, Flüssiggas oder Biogas in seine Bestandteile aufzuspalten. Der dadurch entstehende Wasserstoff könnte ohne weitere schädliche Emissionen zur Energieversorgung verbrannt werden, der Kohlenstoff liegt nach dem Zerlegen in fester Form vor und könnte entweder im Industrieverbund weiterverwendet oder klimafreundlich endgelagert werden.

Warum wird dies nicht umgesetzt? Weil selbst ein so großes Unternehmen wie RENOLIT überfordert wäre. Erhebliche Investitionen wären nötig und das Geschäftsmodell müsste massiv geändert werden. Das ist nicht leistbar.

Bei RENOLIT halten wir trotzdem an dem Thema Wasserstoff zur thermischen Energieversorgung fest. Was wir brauchen, ist jedoch eine verlässliche Infrastruktur für die entsprechende Versorgung. Darum können wir uns nicht kümmern, das ist nicht unsere Kernkompetenz. Hier braucht es eine rasche Umsetzung durch Politik, Energieversorgungsunternehmen und Behörden. Andernfalls bleiben den Industriebetrieben die Hände gebunden.

Gemeinsam auf den Fortschritt konzentrieren

Was können wir daraus lernen? Ich sehe zwei große Handlungsfelder, in denen wir besser werden müssen.

Erstens: Wir können uns Ablenkungen durch ideologische Debatten und ausufernde Bürokratie eigentlich nicht mehr leisten. In Politik und Wirtschaft sollten wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, was vorangebracht werden kann und muss - und nicht darauf, Dinge zu bremsen. Zweitens: Einzelne Unternehmen können allein niemals ausreichend Fortschritt erzielen. Wir benötigen mehr Zusammenhalt und Kooperation. Dies betrifft sowohl die Politik als auch uns in der Wirtschaft. Wir grenzen uns immer noch zu oft gegenüber Mitbewerbern und anderen Unternehmen ab, was selbstkritisch betrachtet werden sollte. Wir müssen ferner akzeptieren, dass auch eine Brückentechnologie für den Fortschritt wichtig ist – auch diese wird uns voranbringen.

Innovationen bei RENOLIT

Wir bei RENOLIT setzen uns mit aller Kraft für eine Vielzahl von Innovationen ein, die zu mehr Nachhaltigkeit führen werden. In Zusammenarbeit mit unserem Partner Photanol arbeiten wir an fossilen Polymeren, während wir mit RENOLIT bio@ eine biobasierte PVC Folie auf den Markt gebracht haben. Auch eine echte Kreislaufwirtschaft gehört zu unseren wichtigsten Zielen. Und dies sind nur einige der Bereiche, in denen wir uns engagieren. Jetzt geht es darum, diese Maßnahmen zu skalieren und RENOLIT nach und nach immer klimafreundlicher zu machen.

Fortschritt schafft Nachhaltigkeit und Wohlstand

Mein Fazit ist eindeutig: Ja, Fortschritt und Innovationen können die wichtigsten Verbündeten für mehr Klimaschutz sein. Doch Fortschritt entsteht nicht durch Reden oder Abwarten. Vielmehr müssen wir ihn gezielt vorantreiben. Leider mangelt es in der deutschen Wirtschaft und Politik noch viel zu oft daran. Ich sehe es als meine Aufgabe an, dies in den kommenden Jahren mit aller Kraft voranzutreiben.