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    Zerklüftete Fassaden: 1000 Trees in Shanghai

    20 Minuten vom Stadtkern Shanghais entfernt scheint im Kunstviertel des Stadtteils Moganshan ein bewachsener Berg aus dem Boden zu ragen - ein weiterer soll folgen. Das Bauwerk, das von einem der in Asien gefragtesten Designer, Thomas Heatherwick, entwickelt wurde, beendet gerade die erste Bauphase.

    Heatherwick, der mit seiner Designpraxis Heatherwick Studios in London ansässig ist, hat bereits mit spektakulären Bauwerken in London, Singapur und New York auf sich aufmerksam gemacht. Sein Markenzeichen: Immer wieder stellt er Pflanzen in den Mittelpunkt seiner Entwürfe und zeigt, wie Natur und Architektur miteinander verschmelzen können. Sein neuestes Bauwerk, das Umweltprojekt „1000 Trees in Shanghai“ ist nun der nächste Streich des Briten. Die einem zerklüfteten Berg nachempfundene Silhouette bietet Raum für insgesamt 25.000 unterschiedliche Einzelpflanzen, darunter Sträucher, Stauden und Kletterpflanzen. Um diese botanische Vielfalt in die Fassade des Gebäudes integrieren zu können, wurden die tragenden Säulen des Gebäudes sichtbar nach außen verlagert und ihre Spitzen als eine Art Pflanzenkübel konzipiert. Die Fassade sowie die Außenterrassen aus grauem und grünem Granit erinnern zudem an natürliches Felsgestein. So entsteht die Illusion von bewachsenen Berghängen inmitten der Shanghaier Innenstadt. Baustoffe und Pflanzen scheinen miteinander zu verschwimmen. Die zur Straße gewandte Seite des Gebäudes weist dagegen ein ganz anderes Erscheinungsbild auf. Sie ist fast flach und mit zahlreichen bunten Graffitis von lokalen Künstlern geschmückt – passend zu dem Standort des Bauwerks, dem Kunstviertel von Shanghai.

    Die Vielzahl der Pflanzen prägt derweil nicht nur das Erscheinungsbild des ungewöhnlichen Mischbaus, sondern dient auch als Luftfilter gegen das Smogproblem in Shanghais Innenstadt. 15 Millionen der insgesamt 23 Millionen Einwohner der chinesischen Großstadt leben alleine im Zentrum und kommen in ihrem Alltag mit der Natur kaum in Berührung. Das Bauprojekt der 1.000 Bäume ist eine Antwort auf ihre Bedürfnisse und hat den Anspruch, der Natur nachempfundene Naherholungsorte in die Architektur einer Metropole zu integrieren und ihren Menschen zugänglich zu machen. Zudem sollen eine öffentliche Uferzone und ein 12.000 Quadratmeter großer Park mit Joggingstrecke die Lebensqualität in der Innenstadt verbessern.

    In dem fast 15 Hektar großen Gebäudekomplex sollen diverse Geschäfte, Restaurants, Büroräume und Galerien Platz finden. Die Eröffnung des ersten Projektabschnitts ist noch für 2020 geplant, der Bau des zweiten Berges steht noch aus und umfasst zudem eine öffentliche Uferzone entlang des Suzhou Creek und einen Park. Eine Brücke und ein Tunnel sollen beide begrünten Berge miteinander verbinden.