CSRD – Wir brauchen mehr Verlässlichkeit und weniger Bürokratie
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sollen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung messbar und transparent machen. Doch während das Ziel klar und sinnvoll ist, sorgt die Umsetzung für große Herausforderungen. Vor allem die unklaren politischen Rahmenbedingungen und die hohe bürokratische Last stellen Unternehmen vor Probleme. Was es jetzt braucht? Verlässliche Vorgaben statt ständig neuer Unsicherheiten – und eine Berichtspflicht, die wirklich zur nachhaltigen Transformation beiträgt.
Die Notwendigkeit von Transparenz
Effektiver Klimaschutz braucht belastbare Fakten. Nur was gemessen wird, kann gesteuert und verbessert werden. In der Vergangenheit war die Kommunikation rund um Nachhaltigkeit jedoch oft von allgemeinen Zielen und Absichtserklärungen geprägt. Die von der Europäischen Union eingeführte CSRD setzt hier an: Sie schafft einen verbindlichen Rahmen und sorgt für Vergleichbarkeit.
Ich halte diesen Ansatz für grundsätzlich richtig. Transparenz ist unerlässlich – aber sie darf kein Selbstzweck sein. Unternehmen müssen sich mit dem eigentlichen Ziel der Richtlinie befassen: die nachhaltige Transformation aktiv voranzutreiben. Statt wertvolle Ressourcen in bürokratische Berichtspflichten zu stecken, sollte die CSRD Unternehmen gezielt dabei unterstützen, wirksame Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit umzusetzen.
Die Herausforderungen der Datenerhebung
So richtig die Intention der CSRD ist, so sehr stellt sie Unternehmen vor massive Herausforderungen. Besonders der extreme Umfang der Berichtspflichten ist problematisch: Über 1.000 Datenpunkte müssen erfasst werden. Ein Unternehmen wie RENOLIT kann dies stemmen, doch für viele kleinere Unternehmen ist es kaum zu bewältigen.
Besonders anspruchsvoll ist die Erhebung von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also auch in vor- und nachgelagerten Prozessen. Wer trägt die Verantwortung für Emissionen, die weit außerhalb unseres direkten Einflussbereichs liegen? Selbst wenn wir unseren eigenen CO₂-Fußabdruck optimieren, verbleibt der größte Teil in der Lieferkette. Doch was, wenn unsere Partner nicht über die Kapazitäten verfügen, um die geforderten Daten zu liefern?
Unternehmen stehen damit vor einer doppelten Herausforderung: belastbare Zahlen für die Berichterstattung sicherzustellen, ohne Partner durch überhöhte Anforderungen aus der Lieferkette zu drängen. Zu viel Bürokratie kann hier kontraproduktiv wirken.
Warum RENOLIT früh gehandelt hat
Viele Unternehmen warten ab, weil die CSRD noch nicht final ausgestaltet ist. Doch genau das birgt Risiken: Wer zu spät handelt, gerät unter Zeitdruck und muss ohne Erfahrungswerte auf komplexe Anforderungen reagieren. Deshalb hat RENOLIT bewusst früh gehandelt.
Statt abzuwarten, haben wir uns proaktiv auf die neuen Berichtspflichten vorbereitet. Unser Ziel war es, frühzeitig Transparenz zu schaffen, Prozesse anzupassen und die Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern als strategische Chance zu nutzen. Deshalb haben wir bereits unseren ersten CSRD-konformen Bericht erstellt.
Warum dieser Schritt? Weil Nachhaltigkeit für uns nicht nur eine regulatorische Anforderung ist, sondern eine zentrale strategische Aufgabe. Die frühzeitige Auseinandersetzung hat uns geholfen, Erfahrungen zu sammeln und uns langfristig gut aufzustellen.
Politische Unsicherheiten erschweren uns die Arbeit
Doch genau hier liegt aktuell auch das Problem: Während Unternehmen wie RENOLIT investieren und Prozesse anpassen, bleibt die Politik – vorsichtig ausgedrückt - unentschlossen. Die Umsetzung der CSRD in Deutschland verzögert sich, auf EU-Ebene werden immer wieder Änderungen und Vereinfachungen diskutiert – aber niemand weiß, was am Ende wirklich gilt. Im April wurde nun vom EU-Parlament eine Verschiebung der Berichtspflicht um zwei Jahre beschlossen. Gleichzeitig bringt der Regierungswechsel in Deutschland neue Prioritäten, deren Auswirkungen auf die Berichtspflichten noch völlig unklar sind. Aber wie sollen Unternehmen strategisch planen, wenn die Spielregeln ständig neu verhandelt werden? Wir brauchen endlich klare, verlässliche Vorgaben.
Was wir wirklich brauchen: Mein Appell an die Politik
Diese Unsicherheit ist für Unternehmen nicht tragbar. Wir können nur dann in echte Nachhaltigkeit investieren, wenn die Rahmenbedingungen stabil sind und nicht ständig neu verhandelt werden. Statt langfristige Strategien zu entwickeln, sind viele Unternehmen gezwungen, abzuwarten – weil niemand garantieren kann, dass heutige Vorgaben morgen noch gelten. Das ist – offen gesagt – nicht nur frustrierend, sondern hemmt auch den Fortschritt.
Deshalb brauchen wir jetzt:
- Klare und verlässliche Regeln, die Bestand haben und nicht ständig durch politische Kurswechsel infrage gestellt werden.
- Weniger Bürokratie, damit Unternehmen ihre Ressourcen in nachhaltige Maßnahmen investieren können, anstatt sie mit überflüssiger Berichterstattung zu binden.
- Einen praxisnahen Ansatz, der ambitionierte Ziele mit der wirtschaftlichen Realität in Einklang bringt, anstatt Unternehmen mit kaum umsetzbaren Pflichten zu überlasten.
Die Politik muss sich endlich entscheiden: Wollen wir echten Fortschritt oder ein reines Zahlenwerk für die Berichterstattung? Unternehmen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen – aber sie brauchen Verlässlichkeit, um Nachhaltigkeit konsequent und wirkungsvoll voranzutreiben.
Mehraufwand bietet auch Chancen
Das Thema ist mir auch deshalb so wichtig, weil trotz des bürokratischen Mehraufwands die CSRD auch große Chancen für Unternehmen bietet. Wer frühzeitig handelt und sich intensiv mit den Berichtspflichten auseinandersetzt, kann sich als Vorreiter positionieren und langfristig Wettbewerbsvorteile schaffen. Kunden, Investoren und Geschäftspartner achten zunehmend darauf, mit nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen zusammenzuarbeiten. Wer seine Nachhaltigkeitsstrategie glaubwürdig und nachvollziehbar kommunizieren kann, wird in Zukunft bevorzugt.
Fazit: Nachhaltigkeit braucht klare Rahmenbedingungen
Die CSRD ist ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit und Transparenz. Sie bringt aber auch Herausforderungen mit sich, die nicht unterschätzt werden dürfen. Es ist wichtig, Nachhaltigkeit nicht nur als regulatorische Anforderung zu sehen, sondern als strategische Chance zu begreifen. Dafür brauchen Unternehmen aber vor allem eines: klare und verlässliche Rahmenbedingungen. Ohne Planungssicherheit gibt es keine nachhaltige Transformation. Deshalb fordern wir von der Politik klare Vorgaben, weniger Bürokratie, mehr Verlässlichkeit und ein pragmatisches Vorgehen, das Unternehmen nicht überfordert, sondern unterstützt.